Manchmal gleicht unser Leben einem stürmischen Meer, in dem wir unaufhörlich gegen die Wellen des Alltags ankämpfen. Mitten in diesem tosenden Ozean sehnen wir uns nach Inseln der Ruhe – kleinen Zufluchtsorten, wo der Lärm verstummt und die Hektik sich in sanfte Stille verwandelt. Doch was ist diese Ruhe eigentlich? Und warum verspüren wir einen so tiefen Wunsch danach?
Eine Ruheinsel ist …
Ruhe ist mehr als das bloße Fehlen von Lärm. Es ist ein Zustand inneren Friedens, eine Pause für den Geist, ein Moment, in dem wir ganz bei uns selbst sein können. Sie gibt uns die Möglichkeit, unsere Gedanken zu ordnen, unsere Energien zu sammeln und die Welt aus einer gelasseneren Perspektive zu betrachten. In einer Gesellschaft, die uns ständig antreibt, schneller, besser und effizienter zu sein, wird diese Art von innerer Stille zu einem kostbaren Gut.
Die Sehnsucht nach Ruhe entspringt einem tiefen Bedürfnis nach Ausgleich und Erholung. Unser Geist und Körper können nur so viel Stress und Reizüberflutung ertragen, bevor sie nach einer Atempause verlangen. Ruheinseln im Alltag erfüllen genau diese Funktion. Sie sind die kleinen, heiligen Orte und Zeiten, in denen wir den ständigen Druck hinter uns lassen können.
Damit eine Ruheinsel wirklich zur Erholung beiträgt, muss sie bestimmte Qualitäten aufweisen. Sie sollte ein Ort sein, der uns Geborgenheit und Sicherheit bietet. Ein Ort, an dem wir uns wohlfühlen und loslassen können. Zudem sollte sie die Möglichkeit zur Reflexion und zum Innehalten bieten – sei es durch Meditation, einen Spaziergang in der Natur oder einfach nur durch ein stilles Sitzen und Atmen. Eine solche Insel sollte uns ermöglichen, unsere Gedanken und Gefühle zu ordnen und neue Kraft zu schöpfen.
Indem wir uns solche Inseln der Ruhe schaffen, leisten wir einen wertvollen Beitrag zu unserem Wohlbefinden. Wir geben uns selbst die Erlaubnis, für einen Moment aus dem endlosen Strom der Aufgaben und Verpflichtungen auszutreten und uns auf das Wesentliche zu besinnen. Und wer weiß, vielleicht entdecken wir gerade in diesen stillen Momenten Antworten auf die großen Fragen des Lebens.
Denn, wie schon Erich Kästner schrieb: „Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.“ Und vielleicht bedeutet dies auch, dass wir uns die Fähigkeit bewahren sollten, inmitten des hektischen Alltags immer wieder Momente der kindlichen Stille und des Staunens zu finden.
Meine mehr oder weniger erfolgreiche Suche nach Ruhe
Mein Leben war schon immer vollgepackt – mit Projekten, Terminen, Freunden, Aktivitäten und Weiterbildungen. Ich habe es geliebt, wenn mein Leben voll Leben war, wenn jeder Tag neue Herausforderungen und Möglichkeiten bot. Doch während ich beruflich Karriere machte und mehr Verantwortung übernahm, wurde es auch privat immer lauter und unruhiger. Die Balance zu halten, wurde zunehmend schwieriger.
Als unser zweiter Sohn geboren wurde, schlugen die Wellen des Alltags richtig hoch. Der Seegang ließ nicht mehr nach. Unser Sohn hat das Kabuki-Syndrom, eine seltene Behinderung, die unser Leben völlig auf den Kopf stellte und uns als Familie vor viele Herausforderungen stellte. Plötzlich war jede Entscheidung, jeder Plan doppelt so kompliziert. Die Anforderungen wuchsen und die Ruhe schien unerreichbar.
Berufliche Verpflichtungen und familiäre Herausforderungen vereinten sich zu einem Sturm, der keine Ruhepausen zuließ. Die Sehnsucht nach kleinen Ruheinseln im hektischen Alltag wuchs immer stärker, doch die Fähigkeit, mir solche Inseln zu schaffen, blieb begrenzt. Ich wollte innehalten, atmen, einen Moment der Stille finden – doch es gelang mir nicht.
Und dann war es zu spät: Burn-out. Ich war ausgebrannt, erschöpft, und mein Körper forderte eine längst überfällige Pause ein. Diese Zwangspause war hart, aber sie brachte mich dazu, über mein Leben nachzudenken. Ich begann, bewusst nach Wegen zu suchen, wie ich mir im Alltag neue Ruheinseln schaffen konnte.
Mit der Zeit lernte ich, wie wichtig es ist, innezuhalten und den Moment zu genießen. Ich entdeckte, dass Ruhe nicht nur das Fehlen von Lärm ist, sondern ein Zustand des inneren Friedens. Heute feiere ich die Zeiten auf meinen Ruheinseln. Sie sind meine Rettungsbojen im stürmischen Meer des Lebens, meine Oasen der Erholung und Kraftquellen. Sie geben mir die Möglichkeit, meine Energien zu sammeln und den Alltag mit neuer Stärke anzugehen.
Diese Ruheinseln sind keine Luxusgüter, sondern Notwendigkeiten, die unser Wohlbefinden sichern. Sie erinnern mich daran, dass es inmitten des Trubels und der Verpflichtungen erlaubt und sogar wichtig ist, Momente der Stille und des Friedens zu suchen. Denn nur so können wir die Stürme des Lebens meistern, ohne daran zu zerbrechen.
Heikos Ruheinseln im Alltag für Gelassenheit und Neuausrichtung
- Kuscheln mit den Kindern, wenn sie wirklich kuscheln wollen. Also nicht, wenn sie zwar sagen, dass sie kuscheln wollen, aber eigentlich reden, turnen, Quatsch machen wollen oder Hunger haben.
- Zweckfreie Zeit in der Natur verbringen. Also nicht draußen sein, weil ich sportlich sein will, meinen Schrittzähler glücklich stimmen möchte o.ä. sondern Zeit, in der ich einfach draußen bin. Und laufe oder sitze lang oder kurz weit weg oder in der Nähe bin …
- Den Weitblick genießen und Schönheit finden – sei es am Wasser oder von Hügeln und Bergen aus. Das tut mir unglaublich gut, schafft Klarheit in mir, schafft neue Perspektiven und lässt mich nachher ganz anders denken. Schönes wahrnehmen und genießen ist fast schon gelebter Krisen-Widerstand.
- Den Wald erleben: schauen, hören, riechen. Ich kann gar nicht sagen, was mir daran eigentlich gut tut – aber vielleicht macht es auch genau das aus 🙂
- Spaziergänge im Wald, am See oder entlang von Bachläufen. Einfach, langsam bewegen. Das hat etwas total Meditatives für mich. Hilft mir beim Zu-mir-Kommen, beim Gedanken sortieren und neue Perspektiven entdecken. Hilft mir aber auch, einfach im Moment zu sein. Ohne irgendwas. Herrlich.
- Ohne Handy unterwegs sein oder es im Flugmodus lassen. Keine Ablenkungen und Unterbrechungen, die sich vermeiden lassen.
- Meditation: zur Ruhe kommen und im Moment sein. Wahrnehmen, was jetzt gerade ist. Sonst nix. Das bringt so eine wunderbare Ruhe in den Tag – oder mindestens in die Situation. Über Meditation sind ja wahnsinnig viele Mythen im Umlauf. Über christliche Meditation besonders. Ein paar davon, habe ich hier mal angeschaut.
- Gebet. Nicht unbedingt im Sinne eines direkten Gesprächs mit Gott. Das mache ich auch oft. Hier meine ich eher das „vorgefertigte Gebet“. Sätze, die andere gebetet haben und die ich mir leihen kann. In die ich mich fallen lassen kann. Die hier und da Resonanz auslösen mit meinem Erleben und Fühlen. Die mir helfen, mich in der Tiefe wahrzunehmen, zu erkennen und vor Gott auszusprechen, wie es mir eigentlich gerade geht. Sehr, sehr heilsam. Manchmal überraschend, manchmal schmerzhaft. Aber immer richtig gut. Am eindrücklichen habe ich das mit einer Psalmcollage auf meiner Reha erlebt.
- Zeit mit Gott verbringen: offen sein für seine Perspektive, die Welt, andere, meine Situation und mich selbst in einem ganz anderen Licht sehen. Und Liebe erleben, die einfach da ist und wohltun will. Das kann auf ganz verschiedene Arten und Weisen geschehen. Hier habe ich mal 105 Möglichkeiten aufgelistet.
Wie ist das bei dir? Was sind deine Ruheinseln im Alltag? Schreibs mir gern in die Kommentare.
Dieser Artikel ist Teil der Blogparade „Wie entspannst DU dich?“ von Nina Peyer, sowie der Blogparade „So wichtig ist Auszeit im Alltag. Wie Me-Time mein Leben bereichert.“ von Gaby Koch-Eping. Gleichzeitig ist er mein Beitrag zu meiner eigenen Blogparade „Wie ich mir Ruheinseln im hektischen Alltag schaffe“.
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Bilder: Dall-E, Canva.
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Lieber Heiko.
Ruheinseln im Alltag tun so gut.
Danke für den Tipp in meiner Blogparade.
LG Gaby
Hey Gaby,
ich war gerne dabei!
Viele Grüße
Heiko