Vater unser im Himmel – Geborgenheit finden, wenn alles wackelt

Kategorisiert in Alltagsmystik, Beten
Mitten im Leben gebetet: das Vaterunser - Heiko Metz

Es gibt Tage, da fühlt sich alles unsicher an.
Da fällt es schwer, Halt zu finden.

Vielleicht steckst du mitten in einem Konflikt.
Vielleicht hast du Angst um jemanden, der dir wichtig ist.
Oder du merkst: Ich funktioniere nur noch – aber in mir drin bröckelt etwas.

In solchen Momenten spricht das Vaterunser eine der schönsten Zeilen überhaupt:
„Vater unser im Himmel“ – ein Gebet, das nicht belehrt, sondern umarmt.

Das Vaterunser

nach Matthäus 6,9-13 in der Übersetzung „Volxbibel“.

Hallo, lieber Papa, der ganz da oben ist und uns von da zusieht. Alle Homies sollen vor deinem voll korrekten und heftigen Namen Respekt haben.
Das, was du willst, soll hier passieren, deine Zeit ist jetzt gekommen. Du musst voll durchstarten! Es soll so auf der Erde genauso abgehen, wie es bei dir da oben in deiner Hood ja schon immer abgegangen ist.
Sorge bitte dafür, dass wir alles bekommen, was wir täglich zum Leben brauchen!
Und verzeih’ uns die Sachen, bei denen wir mal wieder Scheiße gebaut haben. Wir verzeihen auch den Leuten, die es sich mit uns mega verkackt haben.
Pass auf, dass wir nicht irgendwelchen Depri-Gedanken nachgeben und schlimme Dinge tun. Rette und befreie uns, wenn das Böse uns angreift! Yes [Amen]!

Gott als Vater – nicht Kontrolle, sondern Herzschlag

„Vater.“
So beginnt alles.

Nicht mit einem Gesetz. Nicht mit Forderungen. Nicht mit einem „Du sollst“.
Sondern mit Beziehung. Mit einem Wort, das nach Nähe klingt. Nach Vertrauen. Nach Herzschlag.

Jesus nennt Gott Vater. Und meint damit:
Da ist jemand, der mich kennt.
Der meine Stimme hört, auch wenn ich sie kaum noch finde.
Der mich sieht, selbst wenn ich mich verloren habe.

Vater – das ist kein Titel für eine überirdische Machtfigur.
Das ist ein Wort für ein Gegenüber, das bleibt.

Und ja, vielleicht ist das Wort Vater für dich schwierig.
Weil dein eigener Vater nicht da war. Oder zu viel. Oder …
Dann darfst du es umschreiben:
Abba. Quelle. Ursprung. Liebe, die mich trägt. Mitte meines Vertrauens.

Jesus betet so, weil er sich gehalten weiß.
Nicht weil er alles im Griff hat.
Nicht weil das Leben leicht ist.

Sondern weil er weiß: Ich bin nicht allein. Ich bin gemeint. Ich bin geborgen.

Wenn du „Vater“ sagst, musst du nicht stark sein.
Du darfst klein sein. Zart. Fragend.
Und genau dort gefunden werden.

Das „Unser“ verändert alles

Es heißt nicht: mein Vater.
Es heißt: unser.

Ein kleines Wort. Und ein großer Perspektivwechsel.
Denn dieses Gebet ist nie nur meins.

Ich bete es zusammen mit anderen.
Mit Menschen, die ich liebe. Und mit denen, mit denen ich hadere.
Mit denen, die mir ähnlich sind. Und mit denen, die ich nicht verstehe.
Mit der ganzen zerzausten, vielfältigen, leidenden, hoffenden Menschheit.

Das „Unser“ macht aus meinem kleinen Gebet einen Raum, in dem viele Platz haben.
Es sprengt den privaten Kreis. Und verbindet.
Mit denen, die gerade nicht beten können.
Mit denen, die mich begleiten.
Mit denen, die ich verloren habe.

„Unser“ bedeutet: Ich bin Teil von etwas Größerem.
Teil einer Gemeinschaft, auch wenn ich gerade allein in meiner Küche sitze.

Spiritualität ist keine einsame Selbstoptimierung.
Sie ist ein Gewebe aus Beziehungen. Ein Netz, das hält.

Und genau das sagt mir das Vaterunser – gleich zu Beginn:
Du bist nicht allein. Du gehörst dazu.
So wie du bist.

Alltagsmystik: Einen Moment lang ankommen

Wenn du heute „Vater unser im Himmel“ betest, darf das genau das sein:
ein Moment der Rückkehr.
Nicht in eine Weltflucht – sondern mitten in deinen Tag hinein.

Du kannst diese Worte wie ein Mantra mit dir tragen.
Beim Zähneputzen. Im Stau. Auf dem Weg zur Arbeit.

Du kannst sie aufschreiben. Einatmen. Leise sprechen.
Und einfach mal spüren, was es mit dir macht:
Vater. Unser. Im Himmel.

🧘‍♀️ Ritual: Drei Atemzüge mit dem Vaterunser

Nimm dir eine Minute Zeit.
Setz dich aufrecht hin, leg deine Hände offen in den Schoß und schließe die Augen.

Dann atme bewusst dreimal ein und aus –
und verbinde jeden Atemzug mit einem Teil dieser Vaterunser-Zeile „Vater unser im Himmel“:

1️⃣ Einatmen: Vater –
Ausatmen: Ich bin dein Kind.

2️⃣ Einatmen: Unser –
Ausatmen: Ich bin nicht allein.

3️⃣ Einatmen: Im Himmel –
Ausatmen: Du bist größer als meine Angst.

Bleib dann noch einen Moment sitzen.
Lass das nachklingen.
Du musst nichts tun. Nur da sein.

Eine Einladung

Vielleicht ist das Vaterunser genau das richtige Gebet für dich,
wenn du gerade müde bist.
Oder suchst.
Oder nicht weiter weißt.

Nicht als Leistung.
Sondern als Ruhepunkt.
Nicht als Pflicht.
Sondern als Heimat.

Ich für meinen Teil bete das Vaterunser seit einiger Zeit täglich – und es hilft mir, mich zu fokussieren, öffnet mir immer wieder Gottes Perspektive und ist ein Begleiter für mich geworden, in dessen Worte ich mich fallen lassen kann.

So geht’s weiter im Vaterunser:

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Bilder: Dall-E, Canva, Privat.

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