Monatsrückblick Januar 2024: Wann wirds mal wieder richtig Reha?

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Monatsrückblick Januar 2024 - Die Sparkasse zeigt Haltung gegen rechts

„Gut Ding will Weile haben, aber lange Weile tut keinem gut.“ Mensch, mensch, was warte ich jetzt schon lange auf einen Reha-Platz … gut Ding will Weile haben. Auch im Januar. Aber lange Weile tut keinem gut. Deswegen ist natürlich auch was mehr passiert, als reines Warten. Alles was halt so geht im Burn-Out-Erholungsbereich. Nicht wahnsinnig viel, aber immerhin. Trotzdem bleibt die Frage: Wann wirds mal wieder richtig Reha? Und der Januar brachte darauf sogar eine Antwort. Juchuh!

Stell dir vor, es ist Rezension – und du bist schuld.

Monatsrückblick Januar 2024 - Waldweg im Nebel

Da lese ich – seit Monaten mit Burn-out zu Hause und froh, dass ich mich wieder genug Konzentration zum Lesen habe – durch Spiegel.online und bleibe an folgendem Artikel hängen: „Hoher Krankenstand offenbar eine Ursache der Rezension„.

Eine Studie der Krankenkassen belegt, dass 2023 wohl das Jahr mit dem höchsten Krankenstand überhaupt war – fast 20 Tage Fehlzeit haben Arbeitnehmer:innen im Durchschnitt angehäuft. Und wenn ich so rumschaue, kann ich das aus eigenem Erleben deutlich bestätigen. Gefühlt waren „alle ständig“ krank. Gemerkt hat man das nicht zuletzt daran, dass wir uns über Monate nicht mit einer befreundeten Familie treffen konnten, weil immer jemand krank war und man die anderen ja nicht anstecken will … Dass ich dabei den Durchschnitt ganz schön noch oben ziehe, ist klar. 20 Tage wäre vor ein paar Jahren noch ziemlich viel für mich gewesen – für 2023 ist das eher eine fast lachhaft geringe Zahl.

Aber viel krasser fand ich, dass die Studie zeigt, dass der hohe Krankenstand in 2023 wohl mitverantwortlich für die Rezension ist. -0,3 % Wirtschaftswachstum hatten wir 2023. +0,5 % hätten es sein können, wenn alle gesund gewesen wären. Wie abgefahren, oder? Und dann durchzuckt mich ein Gedanke: „Und du, Heiko, du bist ein Teil des Problems! Du bist so lange krank, wie noch nie.“ Kurz fühlt sich das an, als hätte ich mindestens 0,1 % fehlendes Wirtschaftswachstum alleine zu verantworten. Und damit ja noch lange nicht genug. Auch in diesem Jahr bin ich ja noch nicht arbeitsfähig bislang und die Reha steht noch aus und …

Und dann wird mir klar: So wichtig bin ich dann auch wieder nicht ;-). Zum Glück. So viele Menschen wie noch nie sind aufs Jahr gesehen so lange krank wie noch nie. Was ist denn da los? Lässt sich das alles mit den Nachwirkungen der Pandemie und der steigenden Unsicherheit durch Krieg, Inflation etc. erklären? Zum Teil bestimmt. Aber wenn ich mich selbst anschaue und die Geschichten von vielen anderen Menschen höre, die nicht nur wegen Erkältung, Grippe und Co. mehr gefehlt haben als sonst, dann habe ich da meine Zweifel, dass diese Erklärung alleine trägt.

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Systemfehler?!

Mein Verdacht ist, dass unser System seit Jahren zu neoliberal und auf Eigenoptimierung ausgelegt ist.

KiTas und Schule sind seit Langem chronisch unterfinanziert und besetzt. Das bringt Familien landauf landab unter ständigen Jonglage-Zwang und ziemlich sicher zur Überforderung (und Mitarbeiter:innen in diesen Bereichen zu den höchsten Krankenständen überhaupt). Zwar wollen alle vernünftigen Menschen im Land Integration von Menschen ermöglichen und leben – vielfach scheitert der gute Wille aber an fehlendem Geld, Mitarbeitenden und politischen Willen. Das soziale Klima ist rauer geworden: Auf einmal darf wieder auf Geringverdiener als Faule geschimpft werden, rechtsextreme Parolen bekommen mehr Zustimmung als für eine Gesellschaft gut ist. Viele sprechen anderen zu schnell ab, eine andere Meinung haben zu dürfen; noch mehr sprechen allerdings den wissenschaftlichen Fakten ab, solche sein zu dürfen. Und dazu kommen dann steigende Lebenshaltungskosten, Stellenabbau, Krieg in relativer Nähe, eine Klimakatastrophe, deren Auswirkungen wir jetzt schon zu spüren beginnen … es ist alles in allem recht anstrengend gerade.

Je mehr die Angst regiert, je weniger sozialen Zusammenhalt es gibt und je größer die Überforderung Einzelner, Familien und Gruppen, desto eher scheinen mir Depressionen, Burn-out etc. ziemlich logische Folgen zu sein – und damit auch ein deutlicher Anstieg der Krankheitstage. 2023 führten psychische Erkrankungen so auch zu 323 Fehltagen je 100 Versicherten.

Rund um diese Themen will ich mir auf diesem Blog, in Gesprächen, bei Workshops, Vorträgen etc. Gedanken machen. Denn: das kann doch so nicht bleiben. Und ich bin sicher, dass gutes Leben möglich ist. Und wir uns gemeinsam auf den Weg machen können, das Leben für alle zu verbessern.

The blog is back

Monatsrückblick Januar 2024 - Muffin mit Kerze

Richtig gut geklappt hat im Januar der Neustart dieses Blogs. Während der bisherigen Burn-out-Monate war meine Konzentration auf so niedrigem Level, dass ich keine sinnvollen und zusammenhängenden Gedanken fassen konnte – und schon gar nicht aufschreiben.

Nachdem ich das aber so langsam wieder besser hinkriege, wenn auf dem Sofa sitze und keinen Termin- oder sonstigen Drucke habe, sondern einfach so vor mich hindenken kann, gibt es wieder Blogleben. Das ist sehr schick! Weil es mir zeigt, dass es burnouttechnisch langsam bergauf geht. Weil es ich einfach ziemlich gern meine Gedanken, Ideen etc. mit Menschen teile und ins Gespräch darüber komme. Und weil Schreiben für mich ein bisschen so etwas wie Selbsttherapie ist. Da kann ich reflektieren, Gedankengänge am Stück denken und verschiedene Erfahrungen, Ideen etc. verbinden. Außerdem schreibe ich einfach total gern.

Wenn ich dann noch die vage Hoffnung haben darf, dass einiges von dem, was ich so blogge, anderen potenziell helfen oder sie inspirieren könnte, dann fühle ich mich auch noch ein bisschen produktiv. Ein Gefühl, dass sich in Heikos Burn-out-Universum sonst eher nicht so einstellt.

Deswegen freue ich mich sehr, dass im Januar einige Artikel erschienen sind. Manche kürzer, manche länger. Einige schon lange in meinem Kopf, einige neu. Manche mehr mit grundlegenden Infos zu mir und manche thematisch.

Ich freue mich über jede:n, der/die in den ein oder anderen Artikel reinliest. Und besonders freut es mich, wenn ihr einen Kommentar dalasst, mir eine Mail schreibt, mit euren Erfahrungen/Gedanken dazu oder Artikel von mir mit anderen teilt. Deswegen vielen Dank an alle, die hier mitlesen. Auch an dich!

Hier findest du alle thematischen Artikel aus dem Januar 2024:

Und hier sind alle Artikel mit Infos zu uns als behinderte Familie oder mir:

Viel Spaß beim und Danke fürs Lesen!

Was sonst noch los war: Januar 2024

Die Mehrheit schweigt nicht mehr

Monatsrückblick Januar 2024 - Schild auf Demo gegen rechts in Gießen: Wir lieben die Demokratie

Gemeinsam mit Sohn 01 war ich mit um die 15.000 anderen schönen Menschen auf einer Demo gegen Ausgrenzung, Hass, Rassismus etc. und für Demokratie, Menschenrechte, Gemeinschaft und ein buntes Deutschland. So wie Hunderttausende in ganz Deutschland.

Mir macht das richtig viel Mut, dass so viele Menschen nicht damit leben können, was die AfD an menschenverachtendem Gedankengut in Politik gießen will. Dass so viele Menschen wissen, dass Demokratie bunt ist, aus Vielfalt Stärke gewinnen kann und nur so stark ist, wie sie mit den Schwächsten umgeht. Dass so viele Menschen spüren: Das alles ist nicht selbstverständlich, sondern wir müssen Demokratie und Werte hochhalten, leben und verteidigen.

Für Sohn 01 war es die erste Demo seines Lebens. Und er hat verstanden, warum es wichtig ist, aktuell zu demonstrieren: „Wenn die AfD alle rauswirft, die nicht schon immer Deutsche sind, dann müssen ja ganz viele Freunde aus meiner Schule gehen.“ „Die AfD würde es für meinen Bruder ganz schön schwer machen, die mag irgendwie keine Behinderten.“ „Papa, Gott mag doch alle Menschen, oder?! Sind die AfD-Leute dann gar keine Christen, dass die so viele Leute nicht mögen?“

Da bleibt mir nur eine Träne zu verdrücken und zu sagen: „Sohn, ich bin stolz auf dich!“

Legostone Wars

Monatsrückblick Januar 2024 - Legostone Wars

Sohn 01 und ich haben uns ein gemeinsames Ferienprojekt für „zwischen den Jahren“ vorgenommen. Wir lieben bei Lego. Wir lieben beide Star Wars. Und wir mögen uns auch ziemlich gern ;-). Deswegen haben wir uns einigermaßen großes Star-Wars-Lego-Set besorgt, dass wir zusammen zwischen Weihnachten und Neujahr bauen wollten: den Millennium Falcon.

Das war ganz wunderbar! Wir hatten viel Spaß, gute Gespräche und einfach eine gute Zeit. Allerdings hat es länger gedauert, als wir geplant hatten, sodass wir erst in der ersten Januar-Woche fertig geworden sind.

Jetzt wird das Teil angemessen bewundert, aus allen möglichen Perspektiven fotografiert, vorsichtig bespielt … und dann wieder verkauft. Nächstes Weihnachten gibts dann die nächste Lego-Star-Wars-Schlacht bei uns. Und zack ist das ne neue Familientradition 😉

Ärzte ohne Grenzen

Monatsrückblick Januar 2024 - HNO Ambulanz Uniklinik Marburg

Seit Monaten hat Sohn 02 wiederholt Ohr-Probleme. Ein der nervigsten Folgen davon sind die Termine in der HNO-Ambulanz der Uni-Klinik. Stundenlanges Warten, seit Kurzem wieder mit Maske, ein gelangweilt, genervt, aufgedrehtes Kind, furchtbar viele schlecht gelaunte Menschen, die ebenfalls viel zu lange warten …

Wenn ich nicht krank wäre, müsste sich jemand einen Tag Urlaub für so einen Termin nehmen. Da ich krank bin, kann ich das übernehmen, brauche aktuell nach so einem Termin aber ein bis zwei Tage Erholung, um wieder klarzukommen.

Trends testen

Monatsrückblick Januar 2024 - Wunderkerze in Mandarine

Überall auf Insta habe ich rund um Silvester Videos zu Wunderkerzen, die man in Mandarinen steckt, gesehen … das mussten wir auch mal ausprobieren.

Klappt super. Die Mandarine leuchtet wie ein (oranger) Weihnachtsbaum, während sich die Wunderkerze durcharbeitet. Ein großer Spaß. Stinkt zwar etwas und hat uns Brandflecken auf dem Tisch beschert, aber sehr hübsch. Und ziemlich erstaunlich.

Besuch vom anderen Ende der Welt

Monatsrückblick Januar 2024 - Besuch aus Peru

Und dann hatten wir spontan noch Besuch. Einen lieben Freund, mit dem ich zusammen studiert, gemeinsam in einer Lerngruppe gelitten und die Studium-geschafft-Zigarre geraucht habe. Wir kennen uns quasi schon ewig und teilen ein bisschen Leben über Jahre, Lebensereignisse (Kinder etc.) und tausenden Kilometer. Armin ist nämlich eigentlich als Missionar in Peru unterwegs und aktuell mit seiner Familie zum Heimaturlaub in Deutschland.

Sehr, sehr schön wars, ihn mal wieder live zu sehen! Irgendwann muss ich ihn ja auch mal in Peru besuchen …

Ausblick: Februar 2024

  • Meine Ärzt:innen-Odyssee geht weiter. Ich war in den Burn-out-Monaten so oft und lang bei Ärzt:innen, wie vorher zusammengerechnet mein ganzes Leben nicht.
  • Es geht endlich zur Reha! Am 22.02. bringt mich ein Zug (hoffentlich streikt grade niemand) in den Schwarzwald für fünf Wochen stationäre Rehabilitation. Halleluja!

Das war spannend? Dann lies mal DAS hier:

Was mir wirklich Freude macht

Was mir wirklich Freude macht

Was mir wirklich Freude macht: Fast 100 ehrliche Alltagsmomente zwischen Schafen, Kaffee, Kindern und Gott. Eine Einladung zum Himmelatmen.

Bilder: privat, Dall-E, Canva.

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4 Kommentare

  1. Vielen Dank, Heiko, für die Einblicke in deinen Januar 2024!
    Als Lego-Fan, fand ich euer Ferienprojekt klasse! Verkauft ihr alle eure Lego-Sets und behaltet sie nicht zum nochmal-aufbauen?
    Ich mag deinen Schreibstil. Toll, dass du deinen Blog wieder starten konntest – ich hoffe, dass sich das hält! Und für deinen Start in die Reha: Toi-toi-toi!
    Grüße, Anette

    1. Hey Anette –
      eigentlich verkaufen wir unsere Lego-Sets nicht. Der Sohn hat ein ganzes Regal voller Sets, die auf-, ab- und umgebaut werden.
      Für dieses Projekt haben wir uns aber überlegt: Wir würden gern mal so ein großes Lego-Star-Wars-Set zusammen bauen. Das ist aber eigentlich zu teuer. Aber wenn wirs einmal aufbauen, uns freuen und es dann wieder verkaufen, wars am Ende gar nicht so teuer und wir hatten unseren Spaß.
      Das machen wir kommendes Weihnachten sicher wieder 🙂
      Und ansonsten. Vielen Dank für deine Wünsche!
      Gruß
      Heiko

  2. Lieber Heiko, diese Warterei im Krankenhaus hat mich im Januar 2024 auch zermürbt. Nicht HNO, sondern Orthopädie. Ellenbogen-Spezialsprechstunde in der Charité in Berlin. Fachlich top. Sehr freundlich. Alle unter Zeitdruck.
    Aber vier bis fünf Stunden Warterei plus insgesamt 2,5 Stunden im ÖPNV (…wenn nicht gerade Streik ist…): das zermürbt. Ich brauchte danach auch erstmal einen Tag Erholung.
    Also: I feel you!!

    Und: krass, was du diesen Monat an Blog-Output hattest. Freu mich für dich!

    1. Hey Djuke,
      ja, die Leute vor Ort können immer wenig bis nix dafür. Die sind zu wenige, oft überlastet etc. – und bemühen sich trotzdem nach Kräften freundlich und motiviert zu sein … Trotzdem gibts dann Unterschiede und Abteilungen in denen man IMMER STUNDEN wartet und andere, in denen alles mit vertretbarer bis wenig Wartezeit durchläuft.
      Wir sind mit Sohn 02 ja öfter in verschiedenen Krankenhäusern und Abteilungen. Wir könnten da ein Ranking machen. Leitung und gute OrGa machen dann halt doch einiges aus – ganz abgesehen von der fachlichen Eignung der Ärzt:innen etc.

      Ich hoffe, du musst nicht mehr so oft in die Orthopädie in Berlin?!

      Gruß, Heiko

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