Fasten ist eines der ältesten spirituellen Werkzeuge der Menschheit. In nahezu allen Religionen gibt es Fastenzeiten – nicht, um den Körper zu bestrafen, sondern um den Geist zu klären. Fasten als geistliche Übung bedeutet nicht nur, auf etwas zu verzichten, sondern Platz für Gott und Wesentliches im eigenen Leben zu schaffen.
Aber wie kann Fasten als geistliche Übung heute aussehen? Und warum ist es so kraftvoll, wenn es nicht nur eine Diät, sondern eine bewusste Praxis wird?
Was ist eine geistliche Übung – und warum lohnt sie sich?
Geistliche Übungen sind bewusste, wiederkehrende Praktiken, die den Glauben vertiefen und den Alltag mit Gott verbinden. Sie helfen, sich innerlich auszurichten, in der Stille zu hören und die eigene Spiritualität aktiv zu leben. Dabei geht es nicht um Leistung oder Perfektion, sondern um einen Rhythmus, der trägt – gerade in einer Zeit, in der alles schnelllebig und laut ist. Fasten als geistliche Übung ist eine Möglichkeit, den Fokus zu verschieben: weg vom bloßen Verzicht, hin zu einem bewussten, erfüllten Sein.
Fasten ist nicht die Kunst des Verzichts. Es ist die Kunst, Raum zu schaffen – für Gott, für dich, für das, was wirklich zählt.
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Fasten in der Bibel – Ein uraltes Werkzeug der Nähe zu Gott
Fasten ist ein zentraler Bestandteil biblischer Spiritualität. Menschen fasten, wenn sie sich auf einen großen Schritt vorbereiten oder sich nach Gottes Nähe sehnen:
🔹 Mose fastete 40 Tage auf dem Berg Sinai (2. Mose 34,28), bevor er die Zehn Gebote empfing – eine Zeit der völligen Hingabe an Gott.
🔹 Elia fastete 40 Tage (1. Könige 19,8), als er vor dem Lärm der Welt floh und schließlich Gott im leisen Säuseln begegnete.
🔹 Jesus fastete 40 Tage in der Wüste (Matthäus 4,2), bevor er seinen öffentlichen Dienst begann – eine Zeit der inneren Klärung und Prüfung.
Was all diese Beispiele gemeinsam haben? Fasten als geistliche Übung führt zu einer Begegnung mit dem Wesentlichen.
Fasten als geistliche Übung heute – warum es deine Seele nähren kann
Unsere Welt ist schnell. Sie fordert Leistung, Effizienz, ständige Verfügbarkeit. Sie ist laut, voll, verlangt immer mehr. Fasten ist die bewusste Entscheidung, auszubrechen. Einen Gang runterzuschalten. Einmal nicht sofort zu reagieren, nicht direkt nachzugeben. Es ist die Einladung, Bedürfnisse offen zu lassen – und das gelassen auszuhalten. Nicht konsumieren, nicht scrollen, nicht optimieren, sondern einfach sein. Weniger leisten, weniger bringen – und stattdessen Räume schaffen. Für mich. Für Gott. Für das Leben, das nicht in Produktivität gemessen wird. Fasten ist ein Wieder-Connecten mit mir selbst, mit dem, was zählt. Und mit dem Gott, der mich nicht antreibt, sondern ausrichtet. Auf ein Leben in Klarheit, in Ruhe, ohne Überforderung.
Nicht alles haben, nicht alles tun, nicht alles sofort bekommen – Fasten ist der Gegenentwurf zu einer Welt, die immer mehr will.
Fasten kann heute genauso kraftvoll sein wie damals – wenn wir es nicht als Leistung oder Askese sehen, sondern als Einladung.
🔹 Fasten als Befreiung – Wir lassen nicht nur Nahrung weg, sondern auch Ablenkungen. Social Media, Multitasking, der ständige Input – was wäre, wenn du in der Fastenzeit einfach mal weniger tust?
🔹 Fasten als Gebet mit dem Körper – Wenn wir fasten, spüren wir, was wir wirklich brauchen. Es ist eine Haltung der Hingabe: Ich brauche nicht alles sofort. Ich lasse mich auf den Moment ein.
🔹 Fasten als inneres Aufräumen – Viele nutzen Fasten als geistliche Übung, um nicht nur auf Essen zu verzichten, sondern auch auf Sorgen, Selbstzweifel oder alte Muster. Was möchtest du hinter dir lassen?
Wie du Fasten als geistliche Übung konkret umsetzen kannst
Nicht jede:r kann oder will auf Essen verzichten. Aber Fasten als geistliche Übung kann viele Formen haben – die Frage ist: Was fordert dich heraus? Was hilft dir, bewusster zu leben?
Fasten ist kein Hungerstreik. Es ist ein Raum, in dem sich Neues entfalten kann.
Formen von Fasten als geistliche Übung
✨ Medienfasten – Eine bewusste Pause von Social Media, um mehr Stille zu erleben. Versuch doch mal, das Handy morgens erst nach einer Stunde einzuschalten – oder einen ganzen Tag in der Woche offline zu bleiben.
✨ Verzicht auf negatives Reden – 40 Tage keine Klagen, keine Selbstkritik, kein Jammern – nur bewusstes Sprechen. Statt automatisch über etwas zu meckern, könntest du dir angewöhnen, jeden Tag drei Dinge zu benennen, für die du dankbar bist.
✨ Zeitfasten – Jeden Tag eine bewusste Zeit für Gott reservieren – ein Gebet, ein Spaziergang, Stille. Vielleicht ersetzt du eine Mahlzeit oder eine gewohnte Tätigkeit mit dieser bewussten Zeit der Verbindung.
✨ Schlichtes Essen – Nicht komplett verzichten, aber bewusster essen – langsamer, dankbarer, achtsamer. Vielleicht nimmst du dir vor, eine Mahlzeit am Tag in völliger Stille zu essen und wirklich zu schmecken, was du isst.
✨ Fasten als bewusste Hinwendung – Fasten muss nicht immer Verzicht bedeuten. Vielleicht nimmst du dir stattdessen vor, etwas Neues bewusst in dein Leben zu integrieren: Jeden Tag eine Karte mit einem Bibelvers ziehen, einen Brief an jemanden schreiben, der dir am Herzen liegt, oder einen kleinen Akt der Nächstenliebe tun.
✨ Verzicht auf Ablenkung – Anstatt deine Zeit mit Scrollen, Serien oder Multitasking zu füllen, nimm dir bewusst einen Moment, um mit dir selbst in Kontakt zu kommen. Vielleicht ersetzt du deine Mittagspause mit einer kleinen Zeit der Reflexion: Wie geht es mir heute? Wo spüre ich Gottes Nähe?
Tägliche Reflexion
Fasten ist nicht nur ein Tun, sondern auch ein Wahrnehmen. Jeden Tag lohnt es sich, kurz innezuhalten:
- Wie habe ich mich heute damit gefühlt?
- Was hat mir gefehlt?
- Was habe ich gewonnen?
- Schaue ich anders auf mein Leben oder bestimmte Situationen?
- Wo habe ich Gott in meinem Alltag entdeckt?
- Wie hilft mir mein Fasten, mehr Raum für Beziehung zu ihm zu finden – und für ein Wieder-Connecten mit mir?
Mein Weg mit Fasten als geistliche Übung
Ich liebe Kaffee. Sehr sogar. In den letzten Jahren habe ich die Fastenzeit immer wieder mal zum Koffeinfasten genutzt. Hammerhart am Anfang – mit echten Entzugserscheinungen, heftigen Kopfschmerzen und dem Gefühl, dass nichts mehr geht. Aber nach ein paar Tagen wurde es leichter. Außer jemand trinkt in meiner Nähe Kaffee und der Duft findet seinen Weg in meine Nase …

Warum ich es trotzdem mache? Weil es meinem Körper guttut, weil es mir hilft, Kaffee danach wieder viel bewusster zu trinken und zu genießen. Und weil ich es mit einer geistlichen Praxis verbinde, die wirklich etwas in mir verändert:
Immer, wenn ich eigentlich einen Kaffee getrunken hätte – was ziemlich oft am Tag der Fall ist – nehme ich mir drei bis fünf Minuten Zeit für ein Gebet. Keine großen Worte, sondern eher das bewusste Öffnen eines Raumes. Eine bewusste Zeit, in der ich offen bin für Gott, seine Gegenwart, seine Liebe, alles, was er mir vielleicht zu sagen hat. Einfach nur Sein im Moment. Wahrnehmen, was ist. Verbindung aufnehmen – mit mir selbst und mit Gott darin.
Ich merke, wie ich mich in dieser Fastenzeit viel ruhiger fühle, viel bewusster Entscheidungen treffe, viel getragener bin. Und abends kann ich tatsächlich öfter sagen: Das und das war heute anstrengend oder schwierig, aber es war ein guter Tag. Eine wunderbare Erfahrung.
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Fasten als Chance für mich – und dich?!
Früher dachte ich, Fasten bedeutet einfach „etwas weglassen“ und dann darunter leiden. Kein Kaffee, kein Zucker, kein Genuss. Und dann irgendwie durchhalten, bis Ostern kommt. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Fasten ist kein Wettbewerb. Fasten ist keine Selbstkasteiung. Es ist eine Einladung.
Vielleicht ist Fasten auch für dich eine Chance – nicht, um einfach nur etwas wegzulassen, sondern um etwas Neues einzuladen.
💬 Wie erlebst du Fasten als geistliche Übung?
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Hallo Heiko, vielen Dank für die Anregung zum Fasten. Werde ich jetzt auch mal wieder machen. Mit dem Kaffee fange ich an.
Alles Gute dir.
Gottes Segen dir und deinen Lieben
Manuela
Hey Manuela,
viel Erfolg – und ich freue mich auf deinen Erlebnisbericht!
Alles Liebe
Heiko