Der Familienalltag ist oft ein bunter Mix aus Lachen, Tränen, Chaos und Liebe. Inmitten dieses Trubels sind es oft die kleinen Dinge, die uns tragen, uns zum Lächeln bringen und uns daran erinnern, warum wir das alles tun.
Für die Blogparade von sorgloslernen.de habe ich eine Liste zusammengestellt, die zeigt, wie kleine Rituale, Momente der Stille und einfache Freuden unseren Alltag bereichern – besonders in einer Familie mit einem behinderten Kind.
Die Liste ist sicher nicht vollständig. Bei Weitem nicht. Aber es sind schon so einige Punkte zusammen gekommen … ich hoffe, da ist etwas dabei, das dir und deiner Familie ein ganz klein bisschen hilft.
👨👩👦 Unsere besondere Situation: Leben mit Kabuki
Unser jüngerer Sohn lebt mit dem Kabuki-Syndrom, einer seltenen genetischen Erkrankung, die unser Familienleben in vielerlei Hinsicht prägt. Neben den medizinischen Herausforderungen bringt das Syndrom auch besondere Bedürfnisse im Alltag mit sich. Struktur, Vorhersehbarkeit und liebevolle Rituale sind für ihn und uns als Familie essenziell.
☕ Kleine Rituale, die tragen
Kaffee. Immer wieder Kaffee. Früh. Spät. Dazwischen. Manchmal mit Milchschaum, manchmal einfach schwarz und gnadenreich. Der Italiener in mir sagt: „Das ist kein Getränk, das ist Seelsorge.“
Das Kreuzzeichen am Morgen. Bevor die Kinder aus dem Haus gehen, malen wir ihnen ein Kreuz auf die Stirn und sagen: „Gott geht mit.“ Das ist unser Mini-Morgenritual – und irgendwie auch eine stille Absprache mit dem Himmel: Pass du heute auf, wenn wir’s nicht schaffen.
Das Abendgebet. Kurz bevor die Lichter ausgehen, fragen wir: Was war schön heute? Wofür sagen wir Gott danke? Das hilft. Es rundet ab. Und manchmal merkt man dabei erst: Es war doch ganz schön viel Gutes.
🧸 Struktur und Organisation: Helfer im Alltag
- Der Magnet-Wochenplan für unseren Jüngsten. Jeder Tag hat Symbole. Das bringt ihm Sicherheit – und uns weniger Wiederholungsfragen („Haben wir heute Ergo?“).
- Laminierte Checklisten. Für Schulranzen, Schwimmzeug, Judo, Royal Rangers. Immer dieselben Sachen – und trotzdem jedes Mal das Gefühl: Wir haben alles dabei.
- Ein Wäscheregal mit Wannen. Einfach reinwerfen. Das erhöht die Bewegungsfreiheit. Und das Nervenkostüm.
- Kein Urlaub mehr mit langer Autofahrt. Klingt unromantisch? Vielleicht. Aber nachdem unsere Jungs sich nach zwei Stunden gegenseitig anspringen, brüllen oder auflösen – fahren wir einfach lieber an Orte in der Nähe. Weniger Stress, mehr Ankommen.
- Einkauf online bei dm. Spart Zeit, Nerven und Geld. Warum sollte ich Shampoo noch vom Regal holen, wenn’s auch klickbar geht?
- Saugroboter, Wäschetrockner, Lieferdienste – Entlasten den Alltag und schenken Zeit.
- Netzwerke pflegen – Freunde, Gemeinde, Elterngruppen mit ähnlichen Herausforderungen.
🧡 Partnerschaft und Kommunikation
- Ein gemeinsamer digitaler Familienkalender. Jeder sieht alles. Auch der große Sohn.
- Eine geteilte Einkaufsliste. Wer merkt, dass was fehlt, schreibt’s rein. Keine Zettel mehr auf dem Küchentisch.
- Eine digitale Cloud für alle Unterlagen. Vor allem die endlosen Papiere rund um die Behinderung unseres Sohnes. Jetzt digital, auffindbar, synchronisiert.
- Wochenbesprechung zwischen meiner Frau und mir. Wer macht was, wann, wie – und mit welchem Kind? Wir machen das schriftlich. Weil das Leben mündlich manchmal überfordert.
- Abwechselnd Pausenräume schaffen. Mal nimmt der eine die Kinder, mal die andere. Damit überhaupt jemand mal kurz durchatmen, duschen oder Wäsche machen kann.
- Ganz viel reden. Und lachen. Über Pläne, Sorgen, Termine, das Leben. Und über das völlig absurde Chaos, das manchmal eher Sitcom ist als Realität.
- Fehler zugeben. Auch als Eltern. Wenn wir zu hart waren, zu laut, zu müde – dann sagen wir: „Es tut mir leid.“ Unsere Kinder lernen dabei: Auch Große machen Fehler. Und Beziehung bleibt trotzdem.
- Uns gegenseitig so annehmen, wie wir sind. Mit Marotten. Mit Triggern. Mit Lieblingssätzen und Trotzmomenten. Ohne Haken und Kleingedrucktes.
🎶 Freude, die zurückbringt
- Musikvideos nach dem Abendessen. Tanzen, Lachen, Quatsch machen. Die beste Anti-Reizüberflutungs-Medizin, die wir kennen.
- Erinnerungen festhalten. Wir sammeln besondere Momente – in Fotoalben, auf dem Handy, in der Cloud. Und manchmal schauen wir sie uns gemeinsam an und sagen: „Weißt du noch…?“
- Kinoabende zuhause. Chips, Kuscheldecken, der Jüngste schläft meist nach zehn Minuten – aber wir sitzen zusammen. Und das zählt.
- Zeit vergessen dürfen. Einfach mal kein Programm, keine To-dos, kein „Du musst noch“. Nur: Da sein.
🌈 Spirituelle und emotionale Anker
- Atem holen mit Gott. Kein langes Gebet. Nur ein Seufzen. Oder ein Satz. Oder ein leises „Hilf“.
- Dankbarkeit üben. Nicht aus Zwang. Sondern weil es gut tut, den Blick zu heben – vom Boden, vom Wäschekorb, vom Chaos – zum Himmel.
- Loslassen lernen – Nicht alles muss perfekt sein; manchmal reicht es, einfach da zu sein.
- Akzeptanz – Unser Leben ist herausfordernd, aber mit Humor, Vertrauen und Hilfe schaffen wir es.
- Tagzeitengebete. ……………..
💬 Es ist okay, nicht immer okay zu sein
Wir machen das nicht alles. Und nicht immer.
Manches klappt regelmäßig.
Manches geht auch mal unter.
Manches nervt uns selbst.
Und trotzdem: Diese kleinen Dinge helfen.
Nicht immer. Aber oft genug, um dran zu bleiben.
Denn ja, unser Alltag ist oft anstrengend.
Ja, das Leben mit einem behinderten Kind bringt viele Extra-Schichten.
Und nein, das ist nicht „besonders schön“ – aber es ist wirklich, wirklich wertvoll.
Und es ist okay, dass es manchmal zu viel ist.
Solange wir einander nicht verlieren – und uns immer wieder ein bisschen Himmel atmen lassen.
Wenn du nach weiteren Inspirationen suchst, wie du im Alltag kleine Momente der Ruhe und Dankbarkeit finden kannst, schau dir gerne meine Checkliste „Einmal kurz Himmel atmen“ an.
7 kleine Rituale für deinen Alltag. Nicht für perfekte Familien. Sondern für echte. Wie unsere.
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Bilder: Dall-E, Canva, Privat.
Lieber Heiko,
ich habe deinen sehr wertvollen und beeindruckenden Artikel einen Platz in der Zusammenfassung zu meiner Blogparade gewidmet.
https://sorgloslernen.de/familie/was-kleine-dinge-im-familienalltag-bewirken-ein-rueckblick-auf-meine-blogparade/
Herzlichen Dank nochmals für die Einblicke, die du uns in dein Familienleben gewährt hast.
Silke
Hallo Silke,
vielen Dank. Das ist eine wunderbare Sammlung mit so vielen schönen, tiefgehenden und inspirierenden Beiträgen geworden. Herzlichen Glückwunsch!
Alles Liebe
Heiko
Lieber Heiko,
dein Artikel ist eine Schatztruhe voller ehrlicher Gedanken, berührender Alltagsbeobachtungen und dieser besonderen Mischung aus Humor, Tiefe und Zuversicht. Ich bin sehr dankbar, dass du deine Perspektive als Familie so offen teilst – mit all den Routinen, dem Trubel, der Wärme und dem „Kreuz auf der Stirn“, das Hoffnung schenkt.
Dein Beitrag zeigt: Es sind die kleinen Dinge, die große Wirkung entfalten – gerade dann, wenn das Leben besonders herausfordernd ist. Danke, dass du mitgemacht hast und deiner Geschichte einen Platz in der Blogparade gegeben hast. Ich bin mir sicher: Sie wird viele Menschen bewegen.
Herzliche Grüße
Silke von Sorglos Lernen
Vielen Dank, liebe Silke.
Auch für die Einladung, an deiner Blogparade teilzunehmen. Mir geht es so oft so: Erst im Nachdenken und Schreiben fallen mir Dinge auf, die schon zu meinem Alltag gehören oder länger durch meine Gefühle und Gedanken kreisen, und das ist wunderbar klärend, sich selbst wieder einen Schritt näher kommenden und einfach wohltuend. So ging es mir bei diesem Beitrag auch mal wieder.
Danke, dass ich dabei sein durfte.
Alles Liebe,
Heiko