In deinem alltäglichen Wirrwarr schleppst du wahrscheinlich eine beträchtliche Last mit dir herum — ungelöste Probleme, enttäuschte Hoffnungen und nagende Gefühle. Doch wie lernst du, all dies loszulassen und dich zugleich sicher und behütet zu fühlen?
In diesem Artikel stelle ich dir eine geistliche Übung vor, die nicht nur beruhigt, sondern dir auch eine tiefgreifende spirituelle Erfahrung ermöglicht, welche die Gewissheit vermittelt, dass du in Gottes Hand gut aufgehoben bist. Ich zeige dir, wie mir diese Praxis geholfen hat, meine Lasten loszulassen. Dabei kannst du entdecken, wie sie dir ebenso helfen kann zu sagen „Ich lasse los“ und deinen Weg mit neuer Kraft und innerem Frieden fortzusetzen.
Festhalten, was geht?
Ich bin schon lange Christ. Ziemlich lange. Und trotzdem habe ich in meiner Burnout-Phase festgestellt, dass mir schon seit einiger Zeit vor allem Gottes Perspektive auf mich, das Leben und die Welt abgeht. Und ich irgendwie versuche aus eigener Kraft, mit eigenen Ideen, eigenen Bewertungen etc. das Leben und alle seine Herausforderungen durchzukämpfen.
Servicepost:
Nachdem ich das intensiv getan habe, kann ich sagen: Funktioniert nicht so dolle. Also kaum. Eigentlich gar nicht. Burnout lässt grüßen.
Für euch getestet.
Vor allem ist mir aufgefallen, dass ich viele Dinge, Situationen, Gefühle, Herausforderungen, Ängste und noch so einiges mehr mit mir rumschleppe und irgendwie nicht mehr loswerde.
- Die Angst vor weiteren Hiobsbotschaften rund um Sohn 02,
- das Ohnmachtsgefühl angesichts seiner Behinderung und ihres Einflusses auf unsere Familie,
- Stress, Anforderungen, eigene Wünsche u. v. m.,
- meine Hilflosigkeit, mit all dem gut umzugehen und „es irgendwie schaffen zu können“,
- …
Aber auch abseits meiner persönlichen Burnout-Spirale ging es mir abends oft so, dass mich noch Verschiedenes beschäftigte und mir manchmal den Schlaf raubte.
- Die Meinungsverschiedenheit mit dem Kollegen heute (und das Gefühl, dass der was gegen mich haben muss),
- meine Lieblosigkeit der Kassiererin gegenüber, als ich es eilig hatte,
- die Gedanken, dass ich nicht gut, schnell, kompetent etc. genug bin und alle vermeintlichen Beweise, die ich heute dafür gefunden habe,
- …
Irgendwie gibt es in meinem Leben immer wieder so einiges, was mir eigentlich nicht guttut, aber was ich nicht gut loslassen kann. Mit entsprechenden Folgen.
Meine wachsende Sehnsucht loslassen zu können
Wie kann ich diese ganzen Dinge wieder loslassen? Wie kann ich eigene, auf Dauer nicht hilfreiche Glaubenssätze und Antreiber transformieren (lassen) – und Gottes entlastende und liebevolle Perspektive auf mich und mein Leben inhalieren?
Gott ist in jedem Atemzug unseres Lebens zu finden. Unser Leben ist Gottes Geschichte mit uns, in der er immer anzutreffen ist!
Jean Pierre de Causade
Wenn Causade hier recht hat – und davon gehe ich aus -, dann brauche ich Zeiten, Übungen, „Räume“ in meinem Alltag, in denen ich Gottes Gegenwart nachspüren kann und von dort aus (weiter)lebe und agiere.
Mein Gefühl ist: Je stressiger, anstrengender und überfordernder die Zeiten, je mehr ich an belastenden Gefühlen, Selbstverurteilungen etc. festhalte, desto schwerer fällt mir das „Ich lasse los.“ Desto mehr brauche ich diese Räume für mich und Gott.
Ich habe für mich die Kraft geistlicher Übungen entdeckt, die ich regelmäßig und in festem Rhythmus vollziehe. In dieser Regelmäßigkeit findet meine Seele ihr Zuhause, und wenn sie klug gelebt wird, prägt ein gesunder Rhythmus meine Seele wie kaum etwas anderes. U. a. weil sie mir helfen, innezuhalten und mich auf das zu besinnen, was wirklich zählt.
Loslassen üben
Zu einer konkreten geistlichen Übung zum „Loslassen lernen“ hat mir eine Erinnerung geholfen: Vor Jahren durfte ich einmal an einem Leitungstraining teilnehmen. Und ein Seminarwochenende dieses Trainings drehte sich um „Das geistliche Leben eines Leiters“. Hier haben wir anhand eines Gebets, das mich damals sehr beeindruckt hat, eingeübt zu sagen und zu vollziehen: „Ich lasse los“. Und das hat gut getan.
Genau diesen Text – er besteht aus zwei Teilen und der zweite Teil stammt von Jörg Zink, beim ersten Teil weiß ich leider den Urheber nicht – habe ich wieder hervorgekramt. Er ist seit einiger Zeit mein Tagesabschluss, direkt vor dem Zu-Bett-Gehen.
Dabei frage ich mich: Was möchte ich hinter mir lassen? Dies betrifft all das, was am heutigen Tag einen negativen Schatten auf mich geworfen hat. An welchen Stellen bin ich gescheitert? Welche Verpflichtungen habe ich nicht erfüllt? Und welche Sorgen lasten auf mir?
Natürlich ist das Loslassen ein Prozess, der Übung erfordert – ein allabendliches Trainieren und Wiederholen. Und auch, wenn ich nicht behaupten kann, nach dieser Übung wäre alles losgelassen und ich würde federleicht ins Bett schweben, tut mir diese Zeit sehr gut. Vor allem, weil sie mich daran erinnert: In all meinen Herausforderungen, Sorgen, Nöten und Ängsten bin ich nicht allein. Gott ist da. Und bei ihm bin ich gut aufgehoben. Manche Ängste und Belastungen sind dadurch schon ein wenig handlicher geworden.
„Ich lasse los“ – Eine Übung für dich?!
Vielleicht ist das auch eine gute Übung für dich? Eigentlich bin ich mir fast sicher, dass sie das ist 😉
So oder so: Hier ist der Text des Gebets für dich. Ich wünsche dir gutes Loslassen und befreiende Erfahrungen damit.
Ich lasse los
Ich liege mit dem Rücken flach auf dem Boden und nehme bewusst einige der Hauptverspannungszentren des Körpers wahr, eines nach dem anderen. Dabei lenke ich die gesammelte Aufmerksamkeit jeweils auf einen Körperteil, indem ich dabei still denke und es gleichzeitig vollziehe:
Ich lasse los …
meine Stirn – und meinen Eigenwillen, dass ich mit dem Kopf durch die Wand will,
meine Augen – dass ich meine, alles einsehen zu müssen,
mein Gehirn – dass ich alles verstehen will,
meinen Unterkiefer – alles, was mich die Zähne zusammenbeißen lässt,
meine Zähne – alles, was mich mit den Zähnen knirschen lässt,
meine Zunge – dass ich meine, alles sagen zu müssen,
meinen Hals – meine Halsstarrigkeit,
meine Schultern – alle offene und verdrängte Angst,
meinen rechten Arm – dass ich meine, alles begreifen zu müssen,
meinen linken Arm – dass ich meine, alles in den Griff bekommen zu müssen,
meinen Brustkorb – alles, was mir schwer auf der Brust lastet,
meinen Magen – alles, was mir schwer im Magen liegt,
meinen Bauch, meine Eingeweide, meinen Genitalbereich – alles, was mir die Eingeweide rumdreht,
meinen Hintern – dass ich meine, alles besitzen zu müssen,
mein rechtes Bein – dass ich meine, immer bestehen zu müssen,
mein linkes Bein – dass ich meine immer Stand halten zu müssen.
Ich lasse mich Dir, Herr und bitte Dich:
Mach ein Ende aller Unrast.
Meinen Willen lasse ich Dir.
Ich glaube nicht mehr, dass ich selbst verantworten kann,
was ich tue und was durch mich geschieht.
Meine Gedanken lasse ich Dir.
Ich glaube nicht mehr, dass ich so klug bin,
mich selbst zu verstehen,
dieses ganze Leben oder die Menschen.
Lehre mich Deine Gedanken denken.
Meine Pläne lasse ich Dir.
Ich glaube nicht mehr, dass mein Leben Sinn findet
In dem, was ich erreiche von meinen Plänen.
Ich vertraue mich deinem Plan an,
denn du kennst mich.
Meine Sorgen um andere Menschen lasse ich Dir.
Ich glaube nicht mehr,
dass ich mit meinen Sorgen irgend etwas bessere.
Das liegt allein bei Dir. Wozu soll ich mich sorgen?
Die Angst vor der Übermacht der anderen lasse ich Dir.
Du warst wehrlos zwischen den Mächtigen.
Die Mächtigen sind untergegangen. Du lebst.
Meine Furcht vor meinem eigenen Versagen lasse ich Dir.
Ich brauche kein erfolgreicher Mensch zu sein,
wenn ich ein gesegneter Mensch sein soll
nach Deinem Willen.
Alle ungelösten Fragen, alle Mühe mit mir selbst,
alle verkrampften Hoffnungen lasse ich Dir.
Ich gebe es auf, gegen verschlossene Türen zu rennen,
und warte auch Dich. Du wirst sie öffnen.
Ich lasse mich Dir, Herr,
Du hast mich in deiner guten Hand.
Ich danke Dir.
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Bilder: privat, Dall-E, Canva.
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Lieber Heiko,
ich finde es sehr bemerkenswert, wie du über deinen Weg aus dem Burnout und auch über deine Glaubenskrise schreibst. Ich würde mir sehr viel mehr Menschen in der Kirche wünschen, die das öffentlich tun und darüber mit anderen „Glaubenskrislern“ ins Gespräch kommen. Zumindest hier bei uns versagt die Kirche in dieser Hinsicht leider komplett, schon bei den Jüngsten. An deiner Loslass-Übung gefällt mir besonders gut die Verbindung zwischen körperlicher Empfindung und möglichem geistigem Äquivalent.
Sehr herzlich
Pia
Hey Pia,
ich danke dir für deinen Kommentar.
Ich kann ja immer nur für mich sprechen, aber für mich gehören Zweifel und Fragen zu Glauben organisch dazu. Was ich nicht mehr hinterfrage und woran ich keine Zweifel habe, das ist Wissen. Fakten. Etc. Aber genau das ist der Glaube ja eben nicht. Er zeichnet sich durch Unverfügbarkeit, Wandel, Hoffnung, beständiges Beziehungsgeschehen und Liebe aus. Alles Zustände, in denen Zweifel geradezu wohnen. Das macht es doch gerade so spannend, manchmal anstrengend und manchmal überwältigen schön.
Von daher: Ja, volle Zustimmung. Lasst uns Fragen fragen und über Zweifel sprechen. Lasst uns für andere mitglauben, die gerade nicht können und feiern, wann immer wir Gottes Liebe, seinen Segen und seine Freiheit spüren.
Da könnte ich jetzt noch laaaaange weiterschreiben. Vielleicht wird das ja irgendwann mal ein Blogartikel 8oder mehrere).
Falls du mal in der Nähe bist, kann daraus aber auch gern ein Austausch bei einem guten Kaffee werden 😉
Heiko