Wenn es brennt: Von falschen Wundern und echtem Glauben

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Wie Segen deinen Alltag verändern kann - Schild God bless

In den letzten Tagen tauchte in meinem Social-Media-Feed immer wieder das Bild eines unversehrten Hauses auf – mitten in einer Landschaft voller Asche und verbrannter Ruinen.

Angeblich eine Luftaufnahme der jüngsten Brandkatastrophe in Los Angeles.
Angeblich ein Wunder.
Angeblich das Haus eines Christen, der von Gott bewahrt wurde.

Dazu Kommentare wie:
„Gott beschützt die Seinen.“
„Wer glaubt, wird verschont.“
„Ein sichtbares Zeichen!“


Jetzt habe ich mich einige Tage darüber aufgeregt, mich fremdgeschämt und geärgert … und jetzt (15. Januar 2025) muss das mal raus: Welcome to a rant with Heiko.

Die Geschichte ist falsch.

Ich habe das Bild zuerst einfach weitergescrollt. Aber irgendwann ließ es mich nicht mehr los. Nicht wegen der Geschichte selbst – sondern wegen der erschreckenden theologischen Botschaft dahinter.

Und ja, ich habe nachgeforscht:
Das Bild ist eine Lüge. Es stammt weder aus Los Angeles noch von den aktuellen Bränden. Es zeigt ein Haus in Hawaii, das mit teurem feuerfestem Material gebaut wurde. Das Überleben des Hauses hatte nichts mit einem Wunder zu tun – sondern mit kluger Bauweise.

Aber die Wahrheit hinter dem Bild ist nur ein Teil des Problems. Das Problem liegt tiefer.
Das eigentliche Problem ist das Gottes- und Menschenbild, das solche Geschichten transportieren.

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Warum glauben Menschen solche gnadenlosen Geschichten?

Ich frage mich ernsthaft:
Glauben Menschen wirklich, dass Gott wie ein Versicherungsvertreter durch abgebrannte Straßenzüge geht und entscheidet:
„Das Haus bleibt stehen, weil der Besitzer in die Kirche geht – das daneben nicht, weil der Nachbar ein Atheist ist“?

Das wahre Problem: Ein falsches, ein gnadenloses Gottesbild

Wenn jemand diese Geschichte teilt, verbreitet er eine Botschaft, die lautet:
„Wer auf Gott vertraut, wird verschont. Wer nicht glaubt, erleidet die Konsequenzen.“

Das klingt vielleicht erstmal tröstlich – zumindest für diejenigen, die verschont bleiben.
Aber was bedeutet das im Umkehrschluss?

  • Wenn dein Haus abbrennt, hast du nicht richtig geglaubt.
  • Wenn du krank wirst, hat Gott dich verlassen.
  • Wenn du behindert bist, wirds schon eine schlimme Sünde in deiner Familie geben.
  • Wenn du einen geliebten Menschen verlierst, hat Gott seine schützende Hand zurückgezogen.
  • Oder haben sie einfach „das Pech“, auf der falschen Seite des göttlichen Wohlwollens zu stehen?

Solche Geschichten stellen Gott als jemanden dar, der die einen beschützt und die anderen im Stich lässt. Sie lassen ihn wie einen parteiischen Despoten erscheinen, der seine Lieblinge schützt und den Rest achzelzuckend in die Flammen schickt.

Das ist keine gute Nachricht.
Das ist ein Albtraum.

Das ist kein Glaube.
Das ist spirituelle Grausamkeit.

Natürlich kann Gott bewahren – aber meistens tut er es nicht

Natürlich glaube ich, dass Gott Wunder tun kann.
Natürlich glaube ich, dass er eingreifen kann.

Aber meistens tut er es nicht – zumindest nicht, um zu irgendeiner wundersamen Rettung zu eilen, mit der wir uns als tolle Christ:innen profilieren können.

In der Regel sind Christen den gleichen Gewalten ausgesetzt wie alle anderen Menschen auch.
Ihre Häuser brennen genauso.
Ihre Körper erkranken genauso.
Sie sind genauso von Behinderungen herausgefordert.
Sie stehen genauso an den Gräbern ihrer Liebsten.

Zu glauben, dass Gott uns vor allem Leid bewahrt, ist ein kindisches Gottesbild.
Ein Glaube, der nur dann funktioniert, wenn alles glatt läuft.
Ein Glaube, der zerbricht, wenn die Realität uns einholt.

Reifer Glaube weiß das.
Reifer Glaube hält es aus, dass Gott nicht wie ein unsichtbarer Schutzschild um uns herum funktioniert.
Reifer Glaube hat verinnerlicht, dass Gott nicht versprochen hat, uns vor allem Leid zu bewahren – sondern dass er in allem Leid bei uns ist.

Wer das verstanden hat, gibt die kindische Vorstellung auf, dass Glauben ein Freifahrtschein durch die Gefahren des Lebens ist.
Und entdeckt etwas Tieferes:

Gott ist nicht der, der uns das Feuer erspart.
Er ist der, der mitten im Feuer bei uns bleibt.

Glaube ist keine Versicherung gegen das Leben.
Glaube ist eine Einladung, Gott im Leben zu finden – gerade da, wo es brennt.

Das wahre Wunder ist oft das stille Wirken Gottes: Ein Nachbar, der hilft. Eine Gemeinschaft, die zusammenhält. Trost inmitten von Verlust. Genau dort zeigt sich Gottes Schutz – in den Händen und Herzen der Menschen.

Vielen Dank besonders an Christian A. Schwarz, der auf Facebook in verschiedenen Posts auf den Fake hingewiesen hat und die theologischen und menschlichen Abgründe hinter der Begeisterung einiger Christ:innen über dieses vermeintliche Rettungswunder sehr deutlich aufzeigt!

Was ist eine angemessene christliche Reaktion auf Katastrophen?

Wenn die Welt brennt – sei es wörtlich oder im übertragenen Sinne – dann brauchen Menschen keine falschen Wundererzählungen. Und auch keine Machtdemonstrationen.
Was sie brauchen, ist echte Hoffnung.

Eine Hoffnung, die sich nicht auf billige Geschichten stützt, sondern auf gelebte Nächstenliebe und erglaubte Vertrauen.

Eine angemessene Reaktion für Christ:innen wäre es, nicht darüber zu spekulieren, wer geschützt wurde und warum. Und erst recht nicht, das zu feiern.

Sondern zu fragen:

Statt ein unversehrtes Haus zu feiern, könnten wir diejenigen unterstützen, deren Häuser nicht verschont wurden.

Statt vermeintliche Beweise für Gottes Gunst zu suchen, könnten wir selbst zum Werkzeug seiner Liebe werden.

Wäre das nicht viel besser? Christusgemäßer? Menschlicher?

Glaube im Feuer: Ein Gott, der bleibt

Was mich an solchen billigen Fake-News und gnadenlosen Wundergeschichten besonders erschüttert:
Sie untergraben das Vertrauen.

Wer absichtlich Lügen verbreitet, auch im Namen des Glaubens, zerstört die Glaubwürdigkeit.
Menschen, die solche Geschichten hören, ziehen sich zurück.
Sie denken: „Wenn das Christentum auf so billige Wunder angewiesen ist, kann da nichts Echtes dahinterstecken.“ Und sie haben damit auch noch recht.

Aber unser Gott braucht keine erfundenen Wunder.
Unser Glaube ist wahr – auch ohne Sensationsgeschichten.
Er hat genug Tiefgang, auch ohne Wunder, die sich bei der ersten Google-Suche als Fake herausstellen.

Gott sitzt nicht irgendwo über den Wolken und entscheidet, wer das Feuer überlebt und wer nicht.
Er ist da – bei denen, die weinen.
Bei denen, die aufräumen.
Bei denen, die anfangen, neu zu bauen.

Wahrheit und Vertrauen gehören zusammen.

Echtes Vertrauen zeigt sich deshalb auch nicht darin, dass wir von allen Katastrophen verschont bleiben.
Sie zeigt sich darin, wie wir in den Katastrophen handeln.

Vielleicht ist das wahre Wunder nicht ein unversehrtes Haus.
Sondern Menschen, die sich gegenseitig stützen.
Menschen, die wieder Hoffnung säen.
Menschen, die zeigen, dass Gott gerade in den Ruinen zu finden ist.

Einladung zu einem menschenfreundlichen Glauben

Ich glaube an einen Gott, der uns alle in seiner Liebe hält.
Nicht nur die besonders Frommen.
Nicht nur die, die alles richtig machen (was ja sowieso einfach niemand wäre, wenn wir mal ehrlich sind).

Das ist die Gute Nachricht:
Du musst nicht alles richtig machen, um geliebt zu sein.
Du musst nicht vor jedem Unheil bewahrt werden, um gehalten zu sein.
Gott ist da – mitten im Leben, auch in den Katastrophen.

Das ist der Glaube, den ich leben will:

  • Ein Glaube, der nicht falsche Wunder sucht, sondern echte Hoffnung schenkt.
  • Ein Glaube, der nicht aus Angst vor Feuer lebt – sondern aus Liebe, die auch im Feuer bleibt.
  • Ein Glaube, durch den Menschen die Wahrheit erfahren: dass sie geliebt sind – egal ob ihr Haus stehen bleibt oder abbrennt.
  • Ein Glaube, der Gott in allem zu finden weiß: Auch in den Ruinen. Auch in den Tränen. Besonders mit Mitfühlen mit anderen. Auch im Neubeginn.

Glaubst du mit?

Das war spannend? Dann lies mal DAS hier:

Bilder: Dall-E, Canva, Privat.

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