Wer trägt dich, wenn du nicht mehr kannst

Kategorisiert in Burning on, Familie mit Behinderung
Wer trägt dich, wenn du nicht mehr kannst

Wie geht es dir gerade? Als Mensch, als Christ, als Mitarbeiter:in? Immer wieder gibt es Zeiten in unserem Leben, im Glauben und auch in der freiwilligen Mitarbeit, in denen uns alles schwerfällt. Wo wir nicht so können, wie wir wollen, uns vielleicht etwas anderes ablenkt, belastet, auslaugt …  manchmal hat man es einfach schwer.

Das Leben ist eines der schwersten

Unser zweiter Sohn wurde mit diversen Fehlbildungen geboren, die sich in seinem bisherigen kurzen Leben in unglaublich vielen Krankenhausaufenthalten, Therapien, OPs, Medikamenten, Pflegedienstbesuchen, Regalwände füllendem Schriftkram und viel, viel Kraftaufwand und Tränen niederschlagen. Teilweise war es aufgrund einiger heftiger OPs und schier nicht enden wollenden Krankenhausaufenthalten mit viel auf und ab besonders schlimm für uns alle in der Familie.

Ich halte an sich viel aus, mag Herausforderungen und packe Probleme gern bei den Hörnern. Aber diese Situation schafft mich.

  • Sie schafft mich körperlich: zu wenig Schlaf, schlechtes Essen, zu wenig Bewegung, zu viel zu tun, zu organisieren, alles unter einen Hut zu kriegen …
  • Sie schafft mich emotional: Ich halte es einfach schlecht aus, meinen Sohn so leiden zu sehen (und meinen ersten Sohn und meine Frau). Das ständige Auf und Ab, immer wieder neue Ideen, Prognosen, Therapien etc. schlauchen ungemein. Und die Ungewissheit, wie es weitergehen wird, tut ihr Übriges.
  • Sie schafft mich aber auch geistlich:  Ich bin grundsätzlich absolut froh und total dankbar, alles bei Gott abgeben zu dürfen und ihm auch all meinen Ärger, meine Trauer etc. an den Kopf werfen zu können – aber diese Situation (und ihre Dauer) laugt mich geistlich teilweise sehr aus. Ich weiß oft gar nicht mehr, was ich beten soll und fühle mich auch recht weit entfernt von Gott. Vieles, was mir in Predigten oder Büchern früher hilfreich für meinen Glauben erschien, hört sich jetzt leer und unecht an … Beziehungsstatus: Es ist kompliziert.
  • Sie schlaucht einfach insgesamt. „Die Länge trägt die Last“, sagt man so schön – und das stimmt. Mal kurz Sorgen machten ist doof, über Jahre Sorgen machen ist ganz schön auslaugend. Und die Ungewissheit. Wenn niemand weiß, wie es weitergeht, was als Nächstes kommt, was die Ärzte noch so an Hiobsbotschaften parat haben etc., dann ist da so eine Grund-Angespanntheit, die einfach so Kraft kostet. Auch wenn von außen betrachtet gerade „gar nichts ist“.
Heikos Newsletter – jetzt abonnieren

aber es ist auch nicht alles Mist

Was mich in all diesem Kram einigermaßen aufrecht hält, ist neben meiner Familie (in der wir uns irgendwie gegenseitig stützen), die Menge an Freund:innen und Bekannten, die uns begleiten. Die wertvolle Gemeinschaft mit anderen, die uns auffangen und tragen, wenn wir selber nicht mehr können. Bei mir sind das Freunde, Verwandte, gute Bekannte, Menschen aus der Gemeinde und viele, viele Mitglieder TABORs (wo ich dazugehöre).

  • Da schreiben mir Leute, rufen mich an und fragen nach, wie es uns geht und wie sie helfen können (und wollen das auch echt tun).
  • Da überweisen uns Leute einfach so Geld, weil sie mitbekommen haben, dass es grade eng wird.
  • Da bekommen wir ein „Care Paket“ mit leckerem Nervennahrungsinhalt und einem tollen Brief, der uns ermutigt und mit dem Satz endet: „Fühlt euch nicht verpflichtet zu antworten, euch zu bedanken oder so was. Wir wollten euch einfach nur etwas Gutes tun.“
  • Da beten hunderte Menschen regelmäßig für unseren Sohn und die ganze Situation.
  • Da nehmen mich spontan Menschen in den Arm und beten für mich oder segnen mich.
  • Da darf ich vor Leuten ehrlich sein und einfach mal allen Frust, alle Überforderung und allen Zweifel herauslassen. Ungefiltert. Und mit Kraftausdrücken. Sogar mit Tränen und Schnief-Nase.
  • Da glauben Leute für mich mit, dass Gott da und uns zugewandt ist, wenn ich das grade nicht kann.
  • Da kommt eine Freundin extra aus dem „Fernen Osten“, um uns hier vor Ort für einige Tage zu unterstützen.
  • Da sind so richtig gute Freunde, die schon seit Jahren nur einen Telefonanruf entfernt sind und immer ein offenes Ohr und Herz haben. Auch nachts um drei. Auch wenn ich grade gar nicht viel sagen kann.

Wie wertvoll Gemeinschaft ist

Das macht mir unglaublich viel Mut. Das lässt mich immer wieder spüren: Wir sind nicht allein. Es interessiert ganz schön viele Menschen, wie es uns wirklich geht. Wir werden gestützt und dort getragen, wo wir selbst so gar nicht(s) mehr können. Deswegen komme ich irgendwie klar. (Allen, die zu meiner wertvollen Gemeinschaft gehören, deswegen hier ein sehr, sehr, sehr, sehr, sehr großes Danke!)

Unser Leben führt uns immer wieder in Situationen, die wir allein nicht packen können oder die wir zumindest besser nicht allein bewältigen sollten, weil uns das nicht guttut und über unsere Kraft geht. Bestimmt sind das in deinem Leben ganz andere Dinge und vielleicht (hoffentlich) sind sie nicht so heftig. Aber die ein oder andere Krise erwischt jeden.

Wir brauchen wertvolle Gemeinschaft mit anderen. Echte, tiefe Gemeinschaft, in der ich ehrlich sein kann und die auf die eine oder andere Weise anpackt und unterstützt, wo immer das nötig ist. Unsere Familien, Freundeskreise, Gemeinden, Mitarbeiterteams, Netzwerkgruppen etc. können solche Gemeinschaften sein. Sollten sie auch. Und das ist unglaublich viel wert.

Helft einander, eure Lasten zu tragen! Auf diese Weise werdet ihr das Gesetz erfüllen, das Christus uns gegeben hat.

Die Bibel: Galater 6,2

Und bei dir?

  • Wer sind die Menschen, die deine wertvolle Gemeinschaft bilden? Bei wem darfst du sagen und zeigen, was dich wirklich beschäftigt und wie es dir geht?
  • Für wen bist du Teil einer solchen wertvollen Gemeinschaft? Wer darf sich bei dir ohne Wenn und Aber auskotzen, wenn ihm/ihr danach ist? Und weiß er/sie das?

Ich finde: Jede/r sollte für sich eine positive Antwort auf beide Fragen finden können. Oder genau heute in eine solche wertvolle Gemeinschaft eingeladen werden.

Das war spannend? Dann lies mal DAS hier:

Bilder: privat, Dall-E, Canva.

Manchmal enthält dieser Blog Links zu Amazon. Wenn du über diese Links einkaufst, bekomme ich eine kleine Provision, ohne dass es dich einen Cent mehr kostet. Du unterstützt mich damit – vielen Dank dafür!

4 Kommentare

  1. Deine persönlichen Erfahrungen und Einsichten sind inspirierend und erinnern uns daran, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu unterstützen und füreinander da zu sein. Danke, dass du diese wichtigen Fragen aufgreifst und uns alle dazu ermutigst, für unsere Zukunft vorzusorgen.

  2. Lieber Heiko,
    was für ein berührender Beitrag. Ja, wir brauchen alle mitunter Menschen, die für uns an uns glauben, wenn wir es nicht selbst können. Die sich um uns sorgen, wenn wir es aus welchen Gründen auch immer nicht schaffen. Unsere Beziehungen, unsere Herzensverbindungen können uns durch solche schweren Zeiten hindurch helfen. Wunderbar, dass ihr Teil einer solchen Gemeinschaft seid.
    Und was für eine Gabe, dass ihr in all dem Schweren offenbar auch immer wieder das Gute und Schöne entdecken könnt. Damit gebt ihr euern Kindern etwas sehr Wertvolles mit auf den Lebensweg.
    Von Herzen alles Liebe
    Pia

    1. Hallo Pia, hab vielen Dank für deinen wertschätzenden Kommentar!
      Wir sind sehr froh, dass wir in viele gute Gemeinschaften eingebunden sind. Da erleben wir so viel Schönes … das lässt sich kaum ignoriere. 😉
      Viele Grüße
      Heiko

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner